Im Jahr 2004 wurde in der Nordeifel um die Stauseen von Rur und Urft der neue Nationalpark Nordeifel ausgerufen. Am Rande dieses Nationalparks in unmittelbarem Anschluss an den Rurstausee bildet die letzte Staustufe der Rur das Staubecken Heimbach, den See für das Haus am See 2. Das Grundstück ist am Südufer des Staubeckens gelegen, ein stark ansteigender Nordhang am Fusse des Nationalparks mit Blick auf den Meuchelberg, ein Naturschutzgebiet auf der gegenüberliegenden Seeseite. Es hat eine Grösse von ca. 1.300 qm und liegt baurechtlich im Aussenbereich. Eine Baugenehmigung für ein Wochenendhaus war lediglich aufgrund der bereits bestehenden und in den 50er Jahren begonnenen Wochenendhausbebauung in Aussicht gestellt.
Konzept
See- und Meuchelbergblick, Eichenwald und Nordhang sind die ersten Eindrücke, die es in ein „Wochenendhaus“ zu fassen gilt. Letztgenannter stellt hierbei vermeintlich die besondere, nahezu unlösbare Herausforderung dar. Liegt doch die Vermutung nahe, dass das Haus und seine zukünftigen Bewohner nur wenig von der Sonne profitieren werden. Bei genauer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass insbesondere im Winter und den Übergangszeiten durch das fehlende Laub an den Bäumen die Sonne über den Berg hinweg durch die lichten Bäume den Weg auf das Grundstück findet. Hierin ist ein wesentlicher Entwurfsgedanke und schlussendlich die Form des Hauses begründet. Glaubt der externe Betrachter, dass das Haus falsch herum positioniert ist, da sich das Haus mit der hohen, transparenten Fassade nicht dem See zuwendet, so kann man selbst in Sommermonaten und um so mehr im Winter den Effekt erfahren, wie das Haus das über den Berg scheinende Sonnenlicht einfängt. Damit der gesamte Wohnraum des kleinen Hauses von diesem Effekt profitiert , gibt es viel Transparenz und Durchsicht, quasi den visuellen Eindruck eines Einraumhauses. Positiver Nebeneffekt ist es zudem, dass aus allen Räumen beide Qualitäten der Umgebung, Eichenwaldblick und Seeblick erfahren werden können. Aus der Hanglage und der Trichterform ergibt sich nahezu selbstverständlich die innere Organisation. Das Erdgeschoss wird über eine Split-Level- Aufteilung strukturiert und in die beiden Nutzungsbereiche Wohn-Koch-Ess-Bereich und Bad-Gäste-Arbeitsbereich unterteilt. In das Obergeschoss gelangt der Bewohner über eine Treppe mit unerwartetem Blick in den Eichenwald. Hier befinden sich eine zusätzlichen Nasszelle sowie der Schlafraum, der lediglich durch eine grosse Glasscheibe abgetrennt in unmittebaren Sichtkontakt mit dem übrigen Wohnraum steht.
Erscheinungsbild
Der Baukörper, resultierend aus der Hanglage und dem Focus auf See und Eichenwald, wird als Einraum begriffen. Gleich einer Röhre verbindet er im Inneraum beide Eindrücke zugleich und wird so zum „Durchwohnraum“, der sich in der Aussenerscheinung durch die über das Dach geführte Fassadenbekleidung aus Lärchenholz und die deutlich abgesetzten Holzglaselemente manifestiert. Die Eingangstür sowie 2 Fensterschlitze nach Osten und Westen brechen das Prinzip und sind auch im Innenraum als bewusste Störung der grundlegenden Ausrichtung des Gebäudes erlebbar und werden zu besonderen Elementen ohne das Prinzip in Frage zustellen.
Konstruktion - Technik
Bodenplatte und Aussenwände sind aus Stahlbeton. Das Dach, der Innenausbau, die Decke über EG, die Fenster, die Treppen und der Bodenbelag sind Holzkonstruktionen. Das Gebäude wird natürlich belüftet und im Erdgeschoss über eine Fussbodenheizung beheizt. Für die Heizung und Warmwasserversorgung ist ein Holzpelletkessel installiert. Zusätzlich kann das Erdgeschoss mit einem Kamin geheizt werden. Die Trinkwasserversorgung wird über einen 60m-tiefen Brunnen sichergestellt.
Grundstück 1286qm / NF 107qm / BRI 476m3
Baubeginn 2016 / Fertigstellung 2017
Fotos: Bernd Nörig